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„North Sea Wind Power Hub“-Konsortium für eine europäische Energiewende Interview mit Saskia Jaarsma, Tennet TSO und Referentin Hamburg Offshore Wind Conference 2022
EEHH: Liebe Frau Jaarsma, in welchen Bereich sind Sie bei Tennet tätig? Worin bestehen Ihre Aufgaben?
Saskia Jaarsma: "Innerhalb des Bereichs Large Projects Offshore von TenneT bin ich Head of Offshore Development. Wir konzentrieren uns auf die sichere und nachhaltige Entwicklung und Realisierung von Offshore-Netzanbindungen in Deutschland sowie in den Niederlanden und tragen damit langfristig zu einem leistungsfähigen und effizienten Offshore-Netz bei."
EEHH: Worin bestehen gerade die größten Herausforderungen für einen Übertragungsnetzbetreiber wie Tennet?
Saskia Jaarsma: "Mit Blick auf das Offshore-Business sehen wir derzeit einen globalen Fokus auf die Dekarbonisierungsziele im Jahr 2030. Dies führt zu einer weltweiten Hochphase von Offshore-Wind- und Netzausbauprojekten, welche die Industrie und die Lieferkette vor große Herausforderungen stellen wird. Wir dürfen aber nicht nur auf die 30 GW Offshore im Jahr 2030 schauen, sondern müssen den Netzausbau auch an Land kontinuierlich beschleunigen, um die langfristigen Ziele im Hinblick auf das Energieversorgungssystem zu erreichen. Parallel dazu muss an Land in der Nähe der Anlandungspunkte von Offshore-Netzanbindungsprojekten eine ausreichende Infrastruktur aufgebaut werden, um größere Engpässe zu vermeiden und erneuerbare Energiequellen im Übertragungsnetz auffangen zu können. Und nicht zuletzt überschatten auch globale Entwicklungen wie eine Pandemie oder Krieg unsere Branche."
EEHH: Für eine europäische Energiewende bräuchte man einen gemeinsamen europäischen Energiemarkt – wie ließe sich das politisch am besten umsetzen?
Saskia Jaarsma: "Die von der Europäischen Kommission entwickelte Offshore-Strategie zeigt die Notwendigkeit eines internationalen Ansatzes für die Entwicklung der Offshore-Windenergie. TenneT unterstützt eine weitere internationale Abstimmung, da wir Vorteile in einem intelligent vernetzten Offshore-Netz sehen. Aus diesem Grund haben wir das 'North Sea Wind Power Hub'-Konsortium ins Leben gerufen, um den Gedankenaustausch zwischen Übertragungsnetzbetreibern und Regierungen anzustoßen. Wir wissen, dass es Zeit braucht, um die Zusammenarbeit zwischen Regierungen verschiedener maritimer Wirtschaftsräume aufzubauen, um Marktregelungen und einen Rechtsrahmen für Hybridprojekte zu entwickeln. Angesichts der bevorstehenden Investitionswelle sehen wir jedoch einen dringenden Entscheidungsbedarf, wenn Europa von den nationalen Ausbauplänen bis 2030 profitieren soll."
EEHH: Welche Erwartungen haben Sie an die neue deutsche Bundesregierung?
Saskia Jaarsma: "Die Offshore-Ziele sind eindeutig, ebenso wie die Notwendigkeit einer Beschleunigung. Wir sind als Übertragungsnetzbetreiber in ständiger Abstimmung mit der Regierung, um realisierbare Ansätze und neue Lösungen zu finden. Mit Blick auf die Ziele für 2030 sollten wir auch realistisch sein, was wir noch leisten können. Mit der Schaffung neuer Lösungen wie einem DC-Hub an Land oder auf See wollen wir Projekte beschleunigen und Raum und Ressourcen effizient nutzen. Die Regierung könnte sich um eine Beschleunigung der Planungsverfahren bemühen und bestimmte rechtliche Rahmenbedingungen schaffen, um unsere frühzeitigen Investitionen zu unterstützen."
Vielen Dank für das spannende Interview!
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