Details

"Hamburg als Drehschreibe für grünen Wasserstoff" Interview mit dem neuen EEHH-Vorstand Felix Faber

Felix Faber (Shell)

EEHH: Herzlichen Glückwunsch Herr Faber – Sie sind seit kurzem Vorstandsmitglied im Cluster Erneuerbare Energien Hamburg. Welche Ziele haben Sie sich gesetzt? Was möchten Sie für den Bereich der neu entstehenden Wasserstoffwirtschaft im EEHH-Cluster bewegen?

Felix Faber: "Ich bin Hamburger - hier geboren, aufgewachsen, ausgebildet und nun nach vielen Jahren im Ausland wieder zurück in einer Rolle, die mich anspornt und gleichzeitig demütig macht: Es geht für Shell wie auch die Stadt darum, die Energiewende erfolgreich zu meistern. Hamburg hat beste Voraussetzungen dafür, Zentrum und Drehscheibe für grünen Wasserstoff zu werden. Und Shell mit dem Anspruch, Motor und führend in einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu werden, kann unter den richtigen Rahmenbedingungen hier einen wichtigen Beitrag leisten. Als Standort für Wasserstoffproduktion – z.B. Moorburg – und als möglicher Hub für Import-, Lagerungs- und Verteilungsinfrastruktur – wie etwa am Kattwykhafen. Nicht zuletzt gibt es in der Stadt und dem Umland zahlreiche potenzielle Abnehmer aus Industrie, Logistik und Transport für grünen Wasserstoff. Kurzum: Die gesamte Wertschöpfungskette für Wasserstoff kann hier abgebildet werden. Als Shell wollen wir mit unserer Expertise und der Erfahrung eines integrierten Energieunternehmens dazu beitragen, die notwendigen Akteure zusammenzubringen, um aus Visionen Wirklichkeit zu machen. Im EEHH mitzuwirken, hat also neben einem Quäntchen Lokalpatriotismus vor allem mit Gestaltungswillen für Klima, Stadt und Wirtschaft zu tun."

EEHH: Shell hat sich ehrgeizige Ziele im Bereich Nachhaltigkeit und Energiewende gesetzt. Worin bestehen diese genau? Welche Projekte wird Shell in Deutschland umsetzen?

Felix Faber: "Shell will bis 2050 ein Energieunternehmen mit Netto-Null-Emissionen werden. In Deutschland wollen wir schneller sein. In einer Zeit großer Unsicherheit ist es entscheidend, dass die langfristige Energiewendestrategie auf Kurs bleibt. Das bedeutet für uns signifikante Veränderungen. Wir haben unser Portfolio erweitert und wichtige Investitionsentscheidungen getroffen, z.B. für die Produktion von CO2-armen Kraftstoffen wie Bio-LNG im Energy and Chemicals Park Rheinland. Einen 10 MW-PEM-Elektrolyseur für grünen Wasserstoff haben wir dort bereits in Betrieb. Deutschlandweit bauen wir das Ladenetzwerk für E-Mobilität mit Hochdruck aus – an Tankstellen und im öffentlichen Raum. Und natürlich entwickeln wir die Wasserstoff-Pläne weiter für Transport und Industrie auf unseren Erfahrungen, z.B. mit unseren Wasserstofftankstellen und Elektrolyse, weiter. Das sind nur einige Beispiele. Wir bleiben in Bewegung, wissend, dass die Geschäftspläne in ihrer jetzigen Form nicht ausreichen werden."

EEHH: Inwieweit begeistern Sie sich selbst für die Energiewende? Was tun Sie dafür in Ihrem persönlichen Umfeld?

Felix Faber: "Als Chef eines Energieunternehmens ist es ein natürlicher Antrieb, Shell in Deutschland fit für die Energiewelt von morgen zu machen. Wir haben nicht nur Verantwortung für unsere Kunden, die sich auch in Zukunft auf uns verlassen möchten. Es geht auch um Mitarbeiter*innen, die eine gute und erfüllende Arbeit haben wollen. Aber ich habe auch privat zwei herausragende Gründe: meine beiden Kinder, die in einer lebenswerten Welt aufwachsen sollen. Menschen sind also mein Antrieb – und die feste Überzeugung, dass wir den Wandel nur zusammen schaffen. Das heißt, zusammen neue Ideen entwickeln und zum Leben erwecken: Das sind manchmal große Elektrolyseure und manchmal ganz kleine Dinge, wie zuhause den Fleischkonsum zu reduzieren und kurze Strecken mit dem Rad zu fahren."

EEHH: Die Energiewende stockt immer noch und kommt nicht schnell genug voran. Was wünschen Sie sich von der Politik?

Felix Faber: "Mehr Pragmatismus und Mut – vor allem, um genügend grüne Elektronen zu erzeugen und die, die bereits ins System kommen, auch da einsetzen zu können, wo sie zum Aufbau der Wasserstoffwirtschaft gebraucht werden. Sonst verlieren wir wertvolle Zeit auf dem Weg zu Netto-Null."

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

von