Details

Editorial November

Editorial November
HH Media Server

Um bis zur Klimaneutralität in 2045 ein vollständig auf erneuerbaren Energien basierendes Energiesystem aufzubauen, ist viel zu tun. Natürlich bleibt die Grundlage, dass wir in Deutschland und in der EU so viel wie möglich erneuerbare Energien selbst erzeugen und gleichzeitig unsere Energieeffizienz entscheidend verbessern. Hier liegen noch große Potenziale, die gehoben werden müssen: die Wind- und Solarenergie muss bereits bis 2030 verdoppelt und langfristig verdrei- und vervierfacht werden. Wir müssen im Bereich der Wärmeversorgung große Schritte machen: industrielle Abwärme systematisch nutzen und oberflächennahe Erdwärme, Umweltwärme sowie tiefere Geothermie erschließen. Natürlich gibt es insbesondere im Bereich der Wärmenutzung sehr große Potenziale, durch Dämmung den Wärmeverbrauch um einen Faktor drei bis fünf zu senken.

Aber wenn wir den gesamten Primärenergieerbrauch fossiler Energien (auch als Rohstoffe) auf null reduzieren wollen, wird dies ausschließlich mit heimischer Erneuerbare Energien kaum gelingen, so die Wissenschaft. Daher halte ich es für richtig, dass wir neben einer heimischen Produktion von grünem Wasserstoff mit grünem Strom in Deutschland, auch daran arbeiten, dass weltweit eine neue Wirtschaftsbranche mit grünem Wasserstoff als Energieträger entsteht. Dies ist eine Entwicklung, die nicht in fünf oder zehn Jahren erreicht werden kann, sondern eine Generationenaufgabe. Wenn sich die deutsche Industrie frühzeitig und effektiv positioniert, können mit diesem Wandel des Energiesystems auch bedeutende Exportpotenziale verbunden sein. Vor Allem, wenn es gelingt, die benötigte Technologie erfolgreich in Pilotprojekten für die heimische Produktion von grünem Wasserstoff zu demonstrieren. Deshalb ist es eine hervorragende Nachricht, dass das Hamburger Unternehmen Mabanaft mit dem amerikanischen Partner Air Products vergangene Woche bekannt gab, gemeinsam einen Importterminal für grünem Wasserstoff realisieren zu wollen. Hier soll grüner Ammoniak produziert werden, der leicht transportiert, in Hamburg angelandet und in Wasserstoff umgewandelt werden kann.

Das Terminal soll unweit des ehemaligen Kohlekraftwerk Moorburg entstehen, so dass hier auf engstem Raum das Zusammenspiel zwischen geplanter heimischer Wasserstoffproduktion mit einem Importterminal auf dem Gelände der Mabanaft kombiniert werden kann. Die Ankündigung der beiden Unternehmen war ein ausgesprochen wichtiger Meilenstein für den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in Nord-Deutschland.

Jetzt müssen in Deutschland und in der EU die Regeln für den Einsatz des umweltfreundlichen Wasserstoffs schnell verbessert werden – hier sind noch bedeutende Lücken zu schließen. Die EU muss jetzt endlich eine klare und praktikable Definition für grünen Wasserstoffs abgeben. In Deutschland geht es darum, die Mehrkosten der Unternehmen, die grünen Wasserstoff einsetzen, in der Anlaufphase zu fördern. Nur dann können sie im globalen Wettbewerb bestehen. Es bleibt genug zu tun – trotzdem an beide Unternehmen einen herzlichen Glückwunsch zum gemeinsamen Plan!

Über Jan Rispens

Profilbild zu: Jan Rispens

Seit Gründung in 2011 ist Jan Rispens, als gelernter Elektrotechnik-Ingenieur, Geschäftsführer der EEHH Clusteragentur und seit 20 Jahren aktiv im Bereich nachhaltige Energieversorgung und Klimaschutz.

von