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Forum Wasserstoff Projekte, 31.01.2023

Forum Wasserstoff Projekte, 31.01.2023

Den Einsteig machte Benjamin Weinacht von der CMB Deutschland mit einem Vortrag über die verschiedenen Projekte von CMB (Compagnie Maritime Belge), eine diversifizierte Schifffahrts- und Logistikgruppe mit Sitz in Antwerpen, Belgien. Die Tochterfirma CMB.TECH baut, besitzt, betreibt und entwickelt große Marine- und Industrieanwendungen, die mit Wasserstoff und Ammoniak im sog. Dual-Fuel-Modus betrieben werden. Die Idee dahinter: Um den Übergang zu emissionsarmen Antrieben für wirtschaftlich agierende Unternehmen zu erleichtern, wird zur Reduktion von Emissionen Wasserstoff der Verbrennung im Dieselaggregat beigemischt - ist kein Wasserstoff erhältlich, läuft die Maschine auch mit reinem Diesel. Bestandsmotoren können entsprechend nachgerüstet werden. CMB hat verschiedene Projekte in der Binnenschiffahrt wie auch mit Landfahrzeugen (Bagger, LKW, Hafengeräte) in der Erprobung. In der Seeschifffahrt sind mehrere Schiffe mit Ammoniak-Antrieben in der Umsetzung.

 

Mit dem Vortrag „Wasserstoff für Wassertaxis“ stellte Andreas Sasse von der ELBTAXI GmbH ein privatwirtschaftliches Projekt als Beitrag zur Mobilitätswende vor. Vorbild ist das  Wassertaxi Konzept in Rotterdam, wo ein Prototyp bereits mit Batterie und Brennstoffzelle ausgestattet ist. Neben den Vorteilen signifikant verkürzter Fahrzeiten und einer verbesserten Erreichbarkeit am Wasser gelegener Institutionen wurden verschiedene Technologieoptionen (Dual Fuel, batterie-elektrische Antriebe, Brennstoffzellentechnologien) vorgestellt, die beim Betrieb von Wassertaxis bereits heute eingesetzt werden können. Das Projekt könnte somit wichtige Hinweise für die Umsetzung einer Energie- und Antriebswende auf dem Wasser geben - auch für eine spätere Skalierung bei größeren Schiffstypen. Neben den neuen Antrieben gilt es, parallel an Land die nötigen Infrastrukturen zur Betankung bereitzustellen und vorzuhalten.In Hamburg könnte ab 2024 der Piulotbetrieb mit zwei bis drei Schiffen beginnen.

 

Janne Oeverdiek von der HHLA stellte das Innovationscluster Clean Port & Logistics (CPL) im Hamburger Hafen vor. Bei CPL handelt es sich um ein Cluster zur Erprobung wasserstoffbetriebener Geräte in der Hafenlogistik. Im CPL kommen Gerätehersteller sowie Hafen- und Logistikunternehmen mit wissenschaftlichen Partnern, Produzenten von erneuerbarem Wasserstoff, Softwareunternehmen und Betreibern bzw. Herstellern von Tankstellen zusammen. In überregionaler Zusammenarbeit wird erforscht und praktisch erprobt, wie Wasserstoff verlässlich zur Versorgung von Hafentechnik und -logistik eingesetzt werden kann. So soll eine schnellere Marktreife für Seriengeräte als Ergänzung zu „Laborversuchen“ erreicht werden. Mit dem Fokus auf die wirtschaftliche Validierung soll das Testfeld eine Entscheidungsgrundlage für die künftige Ausrichtung der Gerätebeschaffung und Investitionen geben. Als Zentrum der Aktivitäten entsteht ein Testfeld für wasserstoffbetriebene Geräte am HHLA Container Terminal Tollerort in Hamburg.

 

 

Paneldiskussion

Im abschließenden Panel wurde mit vielen Plenumsbeiträgen darüber diskutiert , wie die Wasserstoffentwicklungen auf und neben dem Wasser im Einklang geschehen können und welche Veränderungen durch neue Antriebe auch bei künftigen „Tankstellen“ für die unterschiedlichen Assets benötigt werden.

 

Es zeigte sich, dass es noch keine eindeutige Tendenz gibt, welche alternativen Antriebsarten sich durchsetzen werden - es werde voraussichtlich auf verschiedene Technologien in unterschiedlichen Anwendungen hinauslaufen. Der begrenzende Faktor seien derzeit die Bereitstellung der Treibstoffe Wasserstoff, Ammoniak und Methanol. Karsten Schönewald, Geschäftsführer CEO Flotte Hamburg GmbH & Co. KG, bat zu differenzieren zwischen den Schifffahrtsarten. Die Flotte Hamburg ziehe es vor, "alles was geht zu elektrifizieren wegen des unschlagbaren Wirkungsgrades". Methanol und Ammoniak würden sich in der Seeschifffahrt durchsetzen.Methannol biete sich aufgrund seiner stofflichen Ähnlichkeit zu Diesel als Drop-in-Kraftstoff (alternativer Kraftstoff, der konventionelle Kraftstoffe direkt ersetzen kann) an, weshalb man Power-to-Liquid-Anwendungen voranbringen müsse. Große Techniksprünge seien in nächster Zeit nicht zu erwarten, die Verfügbarkeit der Energieträger sei der größere Flaschenhals als die Technik.

Bei der HHLA gab es den Einwand, dass keine reine Elektrifizierung möglich sei, wo lange Ladezeiten für Geräte keine Option sind. Laut Benjamin Weinacht ist der Markt ist groß genug für alle Antriebsarten. Die Unternehmen sollten nutzen was sich für ihre Anwendung am meisten anbiete und Hauptsache anfangen. Es sei die Kunst herauszufinden, welche Technik wo am besten passe. Zudem müsse man den Faktor Mensch berücksichtigen und Akzeptanz für neue Antriebsarten schaffen.

 

In drei Jahren sollten in den gezeigten Bereichen die ersten Verkehrsträger unterwegs sein. Sowohl Podium als auch Plenum waren sich weitgehend einig, dass Unternehmen jetzt anfangen müssen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, um nicht in einigen Jahren das Nachsehen zu haben bei steigenden Kosten für fossile Brennstoffe.

Über Oliver Schenk

Profilbild zu: Oliver Schenk

Ich bin verantwortlich für den Bereich Marketing Wasserstoff und sorge dafür, dass die hiesigen Projekte und Formate in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus wahrgenommen werden. Um dem vielversprechenden Energieträger zum Durchbruch zu verhelfen unterstütze ich die Wasserstoffwirtschaft mit redaktionellen Beiträgen, Netzwerkveranstaltungen, Videoproduktionen und vielem mehr.