EEHH GmbH/Jörg Böthling

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Nachbericht 25. Sitzung Forum Wärme

Nachbericht 25. Sitzung Forum Wärme

Nachbericht zum 25. Forum Wärme: AVBFernwärmeV und Dekarbonisierung von Bestandsinselnetzen

 

Am 24.09.2024 traf sich das Forum Wärme zu seiner 25. Sitzung, auf der gleich zwei größere Themenkomplexe diskutiert wurden. Zunächst folgten die ca. 30 Teilnehmenden Dr. Dirk Leglers (RAe Günther) Ausführungen zur Novelle der „Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme“ (AVBFernwärmeV). Der entsprechende Referentenentwurf aus dem zuständigen BMWK ging Ende Juli in die Verbändeanhörung und soll im Oktober im Bundeskabinett verabschiedet werden, damit die Novelle zum 01.01.2025 in Kraft treten kann.

Neu sind beispielsweise diverse Definitionen mit denen Begriffsklarheit, auch im Hinblick auf andere Gesetze, geschaffen werden soll, von „Kleinstnetzen“ (bis 100 Hausanschlüsse oder weniger als 2 MWh Abnahme je laufenden Meter), „Gebäudenetzen“ (siehe Gebäudeenergiegesetz, GEG) und „Wärmenetzen“ (siehe Wärmeplanungsgesetz, WPG). Zu den wichtigen Änderungen gehören Nachweispflichten des Kunden ggü. dem Fernwärmeversorgungsunternehmen, wenn eine einseitige Anpassung der vertraglichen Wärmeleistungen vorgenommen wird. Soll die Versorgung auf eine eigene Wärmeerzeugungsanlage umgestellt werden, müssen nicht nur die Vorgaben des §71 Abs. 1 GEG erfüllt werden. Voraussetzung ist außerdem, dass der Wärmenetzbetreiber die rechtlichen EE-Anforderungen im WPG nicht erfüllt, also nicht ausreichend Erneuerbare Wärme anbieten kann. Bisher hatte die reine Willensbekundung zur Umrüstung auf Erneuerbare Energien ausgereicht, eine Regelung, die bei den Wärmenetzbetreibern Kopfschmerzen verursacht hat. Im Weiteren beschäftigte sich Dr. Leglers Vortrag mit dem komplexen Thema der Preisklauseln.

Nach einer kurzen Pause ging es im zweiten Teil um die Dekarbonisierung von Bestandsinselnetzen. Philip Tillmann (Wärmewerk GmbH) zeigte in seinem Vortrag beispielhafte Randbedingungen für ein solches Netz, dass sich zumeist im dicht besiedelten Raum befindet und eine Heizzentrale mit Erdgas-BHWK und weiteren Gaskesseln aufweist bei einer Leistung von 100 kW bis einige MW und einer Vorlauftemperatur bis 90°C. Bei der Transformation hin zur Klimaneutralität bestehen grundsätzlich vier Möglichkeiten, weniger wahrscheinliche wie der Rückbau oder die Umstellung auf kalte Nahwärme und realistischere Optionen wie der Austausch der Wärmeerzeuger und der Integration in ein nahegelegenes größeres Wärmenetz, dass die EE-Vorgaben (perspektivisch) erfüllt.

Ein konkretes Praxisbeispiel zeigte Dr. Nikolaus Meyer (HanseWerk Natur GmbH) in seinem Vortrag. Für ein Wärmenetz mit einem Bedarf von 4,3 GWh/Jahr wurde ein neues Heizwerk mit Luftwärmepumpen und einem Pelletkessel installiert, das Erdgas-BHKW und Gaskessel ersetzt. Während technische Herausforderungen der Umrüstung beherrschbar sind, drehen sich drängende Fragen vor allem um die Wirtschaftlichkeit der Projekte bzw. der Bezahlbarkeit grüner leitungsgebundener Wärme. Selbst mit Bundesförderung liegen die Wärmepreise weit über dem Vorkrisenniveau. Interessant ist außerdem, dass die Preisstruktur bei Erneuerbarer Wärme einen deutlich stärkeren Grundpreisanteil aufweist als bei der Arbeitspreis lastigen fossilen Wärme.

Weitere Herausforderungen der Projektierung identifizierte Inge Maltz-Dethlefs (Naturstrom AG) im abschließenden Vortrag. Ein wesentlicher Anfangsaufwand besteht beispielsweise in der Ermittlung und Bewertung der Verbrauchsdaten. Außerdem ist abzuschätzen wie sich der anteilige Verbrauch der Trinkwassererwärmung darstellt und entwickeln wird. Zur Einbindung von Luftwärmepumpen arbeiten sowohl Naturstrom als auch die HanseWerk Natur mit Containerlösungen.

In der abschließenden Diskussion wurde erneut die Bedeutung der „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“ als Ermöglicher grüner Fernwärme herausgestellt. Dabei ist nicht nur eine Verlängerung über 2028, sondern ebenfalls eine signifikante Aufstockung der Fördermittel dringend notwendig. Sonst werden Ausbau und Transformation der leitungsgebundenen Wärme ausbleiben.

Über Steffen Bechtel

Profilbild zu: Steffen Bechtel

Im Cluster EEHH bin ich seit Februar 2022 für die Themenbereiche Sektorenkopplung und erneuerbare Wärme zuständig. Ich bin Ingenieur mit dem Schwerpunkt Energietechnik und arbeite mit großer Freude daran, die Energiewende in Hamburg voranzubringen.