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Nachbericht 23. Sitzung Forum Wärme
Nachbericht zum 23. Forum Wärme: Best-Practice in der kommunalen Wärmeplanung
Zugegebenermaßen ist es etwas anmaßend eine Veranstaltung „Best-Practice der kommunalen Wärmeplanung“ zu nennen, wenn das passende Gesetz dazu noch nicht den Bundestag passiert hat. Allerdings stellt sich schon die Frage, welches Vorgehen notwendig ist, um dieses für die Wärmewende so entscheidenden strategischen Instrument bestmöglich zu nutzen. Das Forum Wärme hatte sich in seiner ersten Sitzung zur kommunalen Wärmeplanung, am 07. November, reichlich externe Expertise eingeladen, um mit 30 Teilnehmenden zu diskutieren.
Den Aufschlag machte Adrian Knirlberger vom „Kompetenzzentrum Kommunale Wärmeplanung“ (KWW) aus Halle. Das KWW ist ein Projekt der dena und soll den über 10.700 Kommunen bei der Wärmeplanung zur Seite stehen. Die Wärmewende ist größter und komplexester Hebel der Energiewende, weshalb die Wärmeplanung nicht nur als Wärmenetzplanung, sondern als systematisches Vorgehen zur Entscheidungsfindung gesehen werden sollte. Die verschiedenen Phasen der Planung umfassen die Vorbereitung mit Stakeholderanalyse, die Bestandsanalyse mit Datenerhebung von Verbräuchen und Infrastrukturen, eine Potenzialanalyse bei der Wärme und Abwärmequellen berücksichtigt werden, die Zielszenarioentwicklung sowie eine Umsetzungsstrategie. Im Rahmen der Eignungsprüfung werden Gebiete mit dezentraler Wärmeversorgung definiert, d.h. hier kommen weder ein Wärme- noch ein H2-Netz infrage. Das Gesetz wird derzeit noch im Bundestag diskutiert. Strittige Punkte sind unter anderem die Umsetzungsfristen (30.06.2026 für Kommunen > 100.000 Einwohner, 30.06.2028 für Kommunen < 100.000 Einwohner), Förderung für Wärmenetze sowie die Rolle von Biomasse und Abfallverbrennung.
Um datengestütztes Erstellen von Wärmeplänen ging es im zweiten Vortrag von Dr. Sven Killinger von greenventory. Das Unternehmen unterstützt mittlerweile mehr als 125 Kommunen bei der Erstellung ihrer Wärmepläne, auch in der Metropolregion Hamburg. Aus den oft aufwändig zu erhebenden Daten erstellt eine selbst entwickelte Software einen digitalen Zwilling der Kommune, über den zahlreiche Analysen wie Abwärme-, EE-Potenziale oder potenzielle Netzgebiete möglich sind. Auch das Fortschreiben und Aktualisieren von Wärmeplänen gestaltet sich einfacher, wenn bereits eine digitale Aufbereitung erfolgt ist. Aus Datenschutzgründen werden Verbräuche nicht gebäudescharf angezeigt, falls keine Daten vorliegen, was ebenfalls vorkommen kann, werden Verbräuche rechnerisch bestimmt. Die Maßnahmen, die sich aus der Planung ergeben sind dabei höchst individuell. Weitere wichtige Lessons Learned aus den ersten Projekten waren eine frühe Beteiligung der Energieversorger und weiterer Stakeholder sowie ein gutes Erwartungsmanagement der Kommune an alle Betroffenen.
Dritter Referent des Abends war Stefan Lochmüller, Referent für Energiepolitik und Gremien bei der N-ERGIE AG. Als Energieversorger der Metropolregion Nürnberg unterstützt die N-ERGIE die Kommunen beim Erstellen der Wärmepläne. Die kommunale Wärmeplanung wird sich dabei in den in Bayern bereits etablierten Energienutzungsplan integrieren. Dieser sieht eine Analyse über alle Sektoren vor und analysiert Infrastrukturen wie Strom-, Wärme- und Gasnetze gemeinsam. Stefan Lochmüller kritisiert, dass die politische Vorstellung von Energiewende zu oft auf dem Einfamilienhaus mit Wärmepumpe und PV-Anlage basiert. Mit Blick auf eine Großstadt wie Nürnberg lassen dichte Bebauung und Denkmalschutzvorgaben oftmals keine andere Lösung zu als die Fernwärme, ein Problem, das im Hamburger Kontext bekannt vorkommt. Das eigene Fernwärmenetz soll kontinuierlich erweitert und bis 2035 klimaneutral werden. Fossile Energieträger sollen mit einem Technologiemix aus Altholz, Großwärmepumpen, Geothermie und auch Wasserstoff ersetzt werden. Förderprogramme wie die „Bundesförderung effiziente Wärmenetze“ sind dabei wichtig, aber für die kommenden Herausforderungen mit zu geringen Mitteln ausgestattet.
Bereits während den Vorträgen aber auch im Anschluss wurden, bei Essen und Getränken, zahlreiche Fragen gestellt und konstruktiv diskutiert.
Unser besonderer Dank geht an den TÜV-Nord, der die Location der die Kosten für die Location übernommen hat.