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Nachbericht 19. Sitzung Forum Wärme
Fokus "Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg (IW³)"
Am 03. November traf sich das Forum Wärme mit 27 Teilnehmer:innen zu seiner 19. Sitzung in Form eines Webinars. Im Fokus stand diesmal das Reallabor Projekt „Integrierte Wärmewende Wilhelmsburg“ (IW³).
Bei der Dekarbonisierung des Wärmesektors im urbanen Raum wird leitungsgebundene Wärme eine zentrale Rolle spielen. Im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg befindet sich, angeschlossen an den Energiebunker, bereits ein Wärmenetz, das die umliegenden Wohngebiete versorgt. In den kommenden Jahren werden mehrere Neubauquartiere an dieses Wärmenetz angeschlossen. Im Zentrum des IW³ Projektes steht das Geothermieprojekt der Hamburger Energiewerke, das den zusätzlichen Wärmebedarf nachhaltig abdecken soll.
Nach der Begrüßung durch EEHH Forenleiter Dr. Steffen Bechtel übernahm Inge Maltz-Dethlefs (Lenkungskreismitglied des Forums Wärme) die Moderation und führte durch die Veranstaltung.
Im ersten Vortrag stellte Dr. Thomas Thaufelder (Projektkoordinator IW³ für die Hamburger Energiewerke) den aktuellen Erkenntnisstand vor. Dabei verwies er auf die lange Vorlaufzeit des mit 22,5 Mio. € durch das BMKW geförderten Projektes IW³, das in 2020 gestartet war, aber bereits in 2013 die Planungsaktivitäten aufgenommen hatte. In einer Tiefe von 3.500 m erhoffte man sich eine Thermalwasser führende Schicht mit einer Temperatur von ca. 130°C. Die tiefen Sandsteinschichten erwiesen sich allerdings als nicht mächtig und durchlässig genug, um Thermalwasser zu fördern. Hingegen konnte auf einer Tiefe von 1.400 m ein Reservoir mit ca. 50°C gefunden werden. Das genaue Temperaturniveau wird Anfang 2023 mittels Fördertests verifiziert. Die Temperaturdifferenz zum Wärmenetz, das mit bis zu 90°C betrieben wird, soll eine Wärmepumpe leisten. Trotz dieser zusätzlichen Investition wird das Konzept als skalierbar angesehen, so dass nach der Inbetriebnahme in 2024 weitere Potenziale in Hamburg erörtert werden.
Im Anschluss stellten die Teilnehmer:innen ihre Fragen zum Konzept und zu wirtschaftlichen Aspekten des Projektes. Zu Detailfragen konnte Dr. Kerstin Müller (Projektmanagerin Geothermie, Hamburger Energiewerke) zusätzliche Auskünfte geben.
Im zweiten Vortrag beleuchtete Dr. Alexandra Styles (Hamburg Institut Research) die Rolle von Herkunftsnachweisen für grüne Fernwärme. Im Rahmen des IW³ Projektes startete im Sommer 2022 der Pilotbetrieb eines Herkunftsnachweisregisters. Die Vermarktung von grüner Fernwärme bietet eine zusätzliche Einnahmequelle für nachhaltige Wärmeprojekte. Verbraucher:innen können sich die Verwendung grüner Fernwärme auf gesetzliche Anforderungen (z.B. 65% EE Ziel, GEG) anrechnen lassen. Dazu benötigt es ein rechtssicheres Nachweisverfahren, ähnlich dem des Öko-Stroms. Ein Herkunftsnachweisregister ermöglicht genau diesen Nachweis. Bei der Ausgestaltung stellen sich zahlreiche Fragen, beispielsweise ob Herkunftsnachweise netzübergreifend entwertet werden können. Die aktuelle Rechtslage sieht hier eine netzgebundene Vermarktung vor. Bilanzierungsprobleme durch Netzverluste sollen berücksichtigt werden, indem Versorger die Nachweise für die Kund:innen entwerten. Eine größere Komplexität bieten die Sektorenkopplungsschnittstellen, wenn Strom oder Wasserstoff aus Erneuerbaren Energien zur Wärmeerzeugung eingesetzt wird. Hier müssen die Nachweissysteme ineinandergreifen, um „Greenwashing“ zu vermeiden. Das Hamburg Institut wird das Register im Wärmekennzeichnungsjahr 2023 testen, um Praxiserfahrungen zu sammeln und um weitere Empfehlungen zur Ausgestaltung abgeben zu können.
EEHH dankt den Referent:innen und allen Teilnehmer:innen für eine gelungene Veranstaltung. Das Forum Wärme trifft sich bereits am 30.11. wieder in Präsenz und wird sich mit der Zukunft der Kraft-Wärme-Kopplung befassen.