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Nachbericht Auftaktsitzung Forum Sektorenkopplung

Nachbericht Auftaktsitzung Forum Sektorenkopplung

Die Wärmepumpe im Energiesystem

Das Erneuerbare Energien Cluster hat ein neues Forum. Am 04. Oktober traf sich das Forum Sektorenkopplung zur Auftaktsitzung in den Räumlichkeiten der Patriotischen Gesellschaft. EEHH-Geschäftsführer Jan Rispens eröffnete den Forenbetrieb vor 40 Teilnehmer/innen und verwies auf die Bedeutung des NEW 4.0 Projektes, das die Machbarkeit von Sektorenkopplungstechnologien in zahlreichen Demonstratoren nachgewiesen hat.

Im Anschluss stellte Forenleiter Dr. Steffen Bechtel (EEHH) die Ziele des neuen Formates vor und erläuterte die Funktion des Lenkungskreises, der das Forum inhaltlich tragen wird. Dieser besteht aus Sarah Debor (Naturstrom), Bastian Pfarrherr (Stromnetz Hamburg), Onnen Heitmann (Hamburger Energiewerke) und Roman Fritsches-Baguhl (Averdung Ingenieure).

Danach begann der inhaltliche Teil der Sitzung, der sich mit der Vereinbarkeit von Wärmepumpen und der Stromnetzinfrastruktur befasste. Im ersten Vortrag präsentierte Lenkungskreismitglied Bastian Pfarrherr die Perspektive des Stromnetzbetreibers. Die bisherige Spitzenlast des Stromnetzes von 1.664 MW wird sich in den nächsten Jahren durch neue Verbraucher massiv erhöhen. Im großen Maßstab können hier stellvertretend der Bau der U5 und mehrere Elektrolyseprojekte wie der „Hamburg Green Hydrogen Hub“ genannt werden. Auf der Niederspannungsebene besteht die Herausforderung vor allem in der Integration der E-Mobilität (Heimlader) und der Wärmepumpen. Obwohl die individuelle Ladeleistung der E-Fahrzeuge deutlich über der individuellen Wärmepumpenleistung liegt, verursachen letztere aufgrund der Gleichzeitigkeit, den höheren Leistungsbedarf für die Netze. Bis 2040 werden knapp 500 MW zusätzliche Spitzenlast durch Wärmepumpen erwartet. Um auf kritische Netzsituationen reagieren zu können, sollten Netzbetreiber in der Lage sein, den Leistungsbezug von Wärmepumpen temporär zu reduzieren.

Weitere Lösungsansätze präsentierte Prof. Thomas Giel (Hochschule Mainz) im zweiten Vortrag, mit dem Fokus auf die Gebäudeseite. Die Wärmewende kann nicht mehr auf die energetische Sanierung warten. Diese hat in den letzten Jahren keine Dynamik entwickeln können. Stattdessen sind Energiekonzepte notwendig, die das Gebäude als Ganzes berücksichtigen. Wärmepumpen streben trotz zahlreicher Vorurteile immer mehr in den Bestand. In ungedämmten Gebäuden wären entsprechend höhere Leistungen erforderlich als im Sanierungsfall. Über die richtige Dimensionierung in der Planungsphase bestehen hier allerdings große Optimierungsmöglichkeiten. Diese fangen bei der Auswahl einer höheren, der Realität näheren, Norm-Außentemperatur für Heizlastberechnung an und erstrecken sich über die richtige Heizkörperdimensionierung inkl. hydraulischem Abgleich und die Auswahl der idealen Heizkurven. Als weiteres sinnvolles Konzept bieten sich kalte Nahwärmenetze an. Im Ahrtal wird im Rahmen des Wiederaufbaus ein solches Netz in Kombination mit Erdwärmesonden umgesetzt. Durch die im Vergleich zur Außenluft höhere Quelltemperatur laufen Wärmepumpen mit einem besseren Wirkungsgrad und benötigen somit geringere elektrische Leistungen für den Betrieb. Auf diese Weise werden auch die Stromnetze entlastet.

Im Anschluss an die Vorträge folgte eine längere anregende Diskussion zwischen Publikum, Referenten und dem Lenkungskreis. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmer/innen und freuen uns auf die kommenden Sitzungen.


Die Vorträge stehen hier zum Download zur Verfügung.      

Über Steffen Bechtel

Profilbild zu: Steffen Bechtel

Im Cluster EEHH bin ich seit Februar 2022 für die Themenbereiche Sektorenkopplung und erneuerbare Wärme zuständig. Ich bin Ingenieur mit dem Schwerpunkt Energietechnik und arbeite mit großer Freude daran, die Energiewende in Hamburg voranzubringen.