Hamburg als europäische Modellregion
Standortvorteile
Die Freie und Hansestadt Hamburg verfügt über den größten deutschen Seehafen, der das größte zusammenhängende Industriegebiet Europas bildet. Außer der Maritimen Wirtschaft verdankt die Stadt weiteren Schlüsselbranchen ihre Bedeutung und ihren Wohlstand – beispielsweise der modernen Luftfahrtindustrie, aber auch der Grund- und Rohstoffindustrie, die Stahl, Kupfer und Aluminium produziert. Die Stadt muss angesichts des Klimawandels sauberer und nachhaltiger werden – das ist in ihrem Klimaschutzplan festgeschrieben.
Die Umsetzung stellt das Hamburgische Klimaschutzgesetz sicher, das Klimaneutralität bis 2045 vorsieht, mit einer 70 %igen Senkung des CO2-Ausstoßes gegenüber 1990 bis 2030. Die Wasserstoffwirtschaft in der Metropolregion Hamburg wird neue Arbeitsplätze schaffen und bietet deutschen Unternehmen die Möglichkeit, sich mit Technologieführerschaft global zu positionieren. Trotz der wirtschaftlichen Chancen ist sie dennoch kein Selbstzweck, sondern der notwendige Schritt, um im Einklang mit den Vorgaben von Bund und EU eine umfassende Dekarbonisierung zu erreichen – damit Hamburgs Wirtschaft stark auf für die Post-Karbon-Ära aufgestellt ist und ihren Bestand sichert.
Gute Nachbarschaft
Bis heute wird Wasserstoff fast vollständig aus Erdgas gewonnen, wobei CO2 frei oder gespeichert wird – man spricht von grauem beziehungsweise blauem Wasserstoff. In Hamburg kann er aber aus dem in großen Mengen verfügbaren Grünstrom der windkraftstarken Nachbarbundesländer und der Offshore-Windparks der Nord- und Ostsee per Elektrolyse klimaneutral als grüner Wasserstoff gewonnen werden. Durch die geographische Nähe kann die benötigte Energie systemdienlich, also ohne große Transportverluste und umfangreichen Leitungszubau nach Hamburg gelangen und der Wasserstoff wiederum leicht zu den örtlichen Verbrauchern. Diese ausgeprägte und konzentrierte Produzenten- und Abnehmerstruktur für grünen Wasserstoff im Norden ist ein Vorteil gegenüber anderen Regionen. Zudem wird Hamburg bereits in den ersten Ausbaustufen an das Wasserstoffkernnetz angeschlossen.
Wasserstoff-Ökosystem entlang der Wertschöpfungskette
Kombiniert man das Überangebot grünen Stroms aus dem Norden mit den dynamisch wachsenden Bedarfen der lokalen Industrie, so wird schnell die Notwendigkeit nach lokalen Erzeugungskapazitäten für grünen Wasserstoff ersichtlich. Für die Errichtung eines entsprechend dimensionierten Elektrolyseurs bietet sich der Standort des ehemaligen Kohlekraftwerks Moorburg im Hamburger Hafen an.
Nicht nur dessen Lage ist außerordentlich günstig für das Vorhaben, auch die vorhandene Infrastruktur mit einem 380 kV-Anschluss an das Übertragungsnetz bietet optimale Erzeugungsvoraussetzungen. Von dieser Keimzelle der lokalen Wasserstoffwirtschaft aus ist bereits das städtische Wasserstoffnetz im Bau.
Drehscheibe für Importe von grünem Wasserstoff
Trotz der guten Prognosen und der ambitionierten Erzeugungspläne wird die Vor-Ort-Produktion von Wasserstoff nur einen Teil der lokalen Nachfrage bedienen können. Der jetzige Bedarf der Hamburgischen Industrie wird sich bis 2030 voraussichtlich verdoppeln. Es wird also unabdinglich sein, Wasserstoff zu importieren. Dafür schafft die bestehende Hafeninfrastruktur gute Voraussetzungen, etwa für Importterminals mit direktem Anschluss an die lokalen und überregionalen Wasserstoffnetze. Zudem stellen neue überregionale Pipelineprojekte der Fernleitungsnetzbetreiber Anbindungsmöglichkeiten an das Wasserstoff-Kernnetz bzw. das europäische Wasserstoffnetz (European Hydrogen Backbone) in Aussicht: Perspektivisch wird es sich zwischen den norddeutschen Industriezentren und bis zu den Niederlanden und Skandinavien erstrecken, wo es für die kommenden Jahre ebenfalls Pläne zum Aufbau von Wasserstoffindustrien gibt. Hamburg hat damit das Potenzial, sich zu einem Knotenpunkt für Importe per Schiff und Pipeline zu entwickeln.