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"Wir entwickeln eine umfassende kommunale Wärmeplanung" Interview mit Burkhard Warmuth, Mitglied im Lenkungskreis Forum Wärme und Leitung Strategie der Hamburger Energiewerke

Im folgenden Gespräch berichtet Burkhard Warmuth über die Bedeutung der Wärmewende.

Bohrung beim Projekt Intergrierte Wärmewende Wilhelmsburg (HEnW)

EEHH: Moin Herr Warmuth. Wir freuen uns sehr, Sie seit kurzem als neues Mitglied im Lenkungskreis des Forums Wärme begrüßen zu dürfen! Bitte stellen Sie sich unseren Mitgliedern in wenigen Sätzen vor.

Burkhard Warmuth: "Vielen Dank, ich freue mich sehr, zukünftig im Forum Wärme mitwirken zu dürfen. Die Entwicklung des Wärmemarkts und die damit verbundenen Fragestellungen beschäftigen mich nahezu mein ganzes Berufsleben. Heute leite ich den Bereich Strategie bei den Hamburger Energiewerken. Studiert habe ich an der TU Berlin Energie- und Verfahrenstechnik. Meine Berufsstationen waren Fraunhofer Institut, Hamburger Energiewerke und seine Vorgängerunternehmen. Ich hatte verschiedene Fach- und Führungspositionen in der Erzeugung, der Verteilung und dem Vertrieb von Fernwärme inne und war in der Strategie und Geschäftsentwicklung tätig."

EEHH: "Was ist Ihre Motivation zur Mitarbeit im Lenkungskreis, und welche Themen erachten Sie für das Forum Wärme in naher Zukunft als besonders relevant?"

Burkhard Warmuth: "Bei der Energiewende im Stromsektor wurde in den vergangenen Jahrzehnten, zwar noch nicht genug, aber doch schon vieles erreicht. Im Wärmesektor muss hingegen noch viel geschehen, um unser Ziel der Klimaneutralität in Deutschland und damit auch in Hamburg zu erreichen. Wichtig wird sein, dass wir in Hamburg eine umfassende kommunale Wärmeplanung entwickeln, die die Leitplanken setzt für die Wärmewende in dieser Stadt. Es gilt, die limitierten Ressourcen bestmöglich einzusetzen und Doppelarbeit zu vermeiden. Mit einer erfolgreichen Clusterarbeit können wir hier unterstützen, um wichtige Impulse in Politik, Wirtschaft, Handwerk und Ausbildung zu geben."

EEHH: "Durch Ihre Mitarbeit im Lenkungskreis des Forums Wärme besteht von nun an ein enger Austausch mit dem EEHH. Hatten Sie in der Vergangenheit bereits Berührungspunkte mit dem EEHH und haben Sie sich aktiv in unsere Arbeit eingebracht?"

Burkhard Warmuth: "EEHH ist als Netzwerk in Hamburg sehr erfolgreich und von hohem Wert, die verschiedenen Perspektiven zusammenzuführen, Kontakte zu knüpfen und neue Impulse zu setzen. Durch die Teilnahme im Forum und die Tätigkeit als Themenpate 'Sektorenkopplung – Speicher' für die neue EEHH-Strategie begleite ich die Arbeit des EEHH-Clusters schon seit vielen Jahren. Außerdem arbeiten wir gemeinsam im Norddeutschen Reallabor, in dem ich mich um die Wärmeprojekte kümmere."

EEHH: Sie haben in unserer Forumssitzung vom 1. März 2022 die aktuelle Strategie der Hamburger Energiewerke für die Dekarbonisierung des Hamburger Wärmesektors vorgestellt. Die Pläne sind ambitioniert und reichen vom neuen Energiepark Hafen über die verstärkte Nutzung industrieller und sonstiger Abwärme bis zum IW3-Projekt in Wilhelmsburg. Wo sehen Sie gegenwärtig noch die größten Herausforderungen bei der mittel- /langfristigen Umsetzung der Strategie, aber auch mögliche Chancen, kurzfristig die THG-Emissionen im Wärmesektor in Hamburg zu senken?"

Burkhard Warmuth: "Wir haben uns einen Plan erarbeitet, den wir sukzessive jetzt umsetzen. Damit geht die Arbeit nun richtig los. Dafür benötigen wir sehr viele Ressourcen, d.h. Hersteller, Anlagenbauer, Tiefbauer und Personal allgemein, die den Plan in seinen einzelnen Bestandteilen umsetzen müssen. So findet Energiewende gerade überall in Deutschland statt. Das heißt, der Markt ist sehr angespannt."

EEHH: Stichwort Sektorenkopplung: Wie sehen Sie persönlich, unabhängig von der übergeordneten Defossilisierung der Fernwärme, die Notwendigkeit einer stärkeren Elektrifizierung des Wärmesektors, z.B. im Kontext der Sektorenkopplung, durch den verstärkten Einsatz von Wärmepumpen oder dezentralen Power-to-Heat-Anlagen?

Burkhard Warmuth: "Für extrem wichtig halte ich, dass es bei der Wärmewende um den Wärmemarkt im Ganzen geht, den es zu defossilisieren gilt. Die leitungsgebundene Wärmeversorgung deckt in Hamburg lediglich ein Viertel des Wärmemarkts ab. Drei Viertel der Wärmeversorgung basieren auf Erdgas- und Öleinzelheizungen. Die Gebäudeeffizienz muss deutlich gesteigert werden und für die Einzelheizungen im Neubau, aber auch im Bestand, müssen wir grüne Lösungen finden. Insbesondere die Nutzung von Umweltwärme mittels Wärmepumpen wird hier ein Schlüsselelement sein."

EEHH: Zum Abschluss noch ein Blick auf das aktuelle Weltgeschehen dem sich gegenwärtig niemand entziehen kann. Durch den Krieg in der Ukraine wird auch der Energiemarkt grundlegend erschüttert. Um die Importabhängigkeit langfristig auf ein Minimum zu reduzieren, ist der massive Ausbau erneuerbarer Energien wichtiger denn je. Wie schätzen Sie die Auswirkungen der Ukraine-Krise mittel- bis langfristig auf den Wärmemarkt in Deutschland ein und wie könnte ein optimistisches Szenario im Hinblick auf die Versorgungsicherheit auf der einen und die Preisentwicklung/Preisstabilität auf der anderen Seite für die kommenden Jahre aussehen?

Burkhard Warmuth: "Der Krieg in der Ukraine hat uns allen vor Augen geführt, wie wichtig es für uns als Gesellschaft ist, uns möglichst unabhängig von fossilen Energieträgern zu machen. Die jetzige Situation macht uns auch deutlich das Versorgungssicherheit in Deutschland keine Selbstverständlichkeit ist. Es entsteht nun eine große Willensbereitschaft in der Politik wichtige Entscheidungen zu treffen, was die Beschleunigung der Energiewende, auch im Wärmemarkt, betrifft. Sei es in der Frage vom Import von grünem Wasserstoff oder anderen grünen Energien, dem regionalen Ausbau der Erneuerbaren - auch z.B. bezüglich der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren. Insofern bin ich durchaus optimistisch, dass uns die Transformation gelingen kann. Es wird aber natürlich sehr viel Geld kosten. Mit  einer erfolgreichen Systemtransformation wird auch wieder eine entsprechende Preisstabilität einhergehen. Auf welchem Niveau diese liegen wird, bleibt abzuwarten."  

Vielen Dank für das spannende Interview und viel Erfolg im Lenkungskreises des Forums Wärme!

www.hamburger-energiewerke.de

Im Interview

Burkhard Warmuth, Leiter Strategie bei den Hamburger Energiewerken.

Über Constantin Lange

Profilbild zu: Constantin Lange

Beim Cluster bin ich für den Bereich Forschung und Innovation zuständig und bin damit die Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Industrie und Wissenschaft. Meine Schwerpunkte liegen in den Bereichen Wind – und Solarenergie sowie im Themenfeld Wärme. Über unsere Fachforen und verschiedene Veranstaltungsformate verantworte ich u.a. direkte Informations- und Diskussionsformate für unsere Mitgliedsunternehmen.

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