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Wie die Wärmewende gelingen kann: Nutzung von Abwärme aus Rechenzentren in Skandinavien

In integrierten Konzepten können Rechenzentren durch ihre Abwärme einen wesentlichen Teil zur Wärmewende beitragen. Ein Blick auf skandinavische Projekte lohnt.

Wie die Wärmewende gelingen kann:
Rosel Eckstein/pixelio

Laut Borderstep Institut ist der Energiebedarf von Rechenzentren in Deutschland seit 2010 um 60 Prozent gestiegen. Viele Betreiber von Rechenzentren setzen bei der Stromversorgung auf Energie aus erneuerbaren Quellen. Die wachsende digitale Infrastruktur bietet durch die entstehende Abwärme der Rechenserver weiteres Nachhaltigkeitspotential.

So kann überflüssige Hitze zur Wärmeversorgung anliegender Gebäude oder ganzer Stadtteile mittels Fernwärme genutzt werden. DaRechenzentren häufig in der Nähe von Anschlusspunkten zum Fernwärmenetz liegen und sich die vorhandenen Dampf- und Heißwasserwärmenetze nur bedingt für die Aufnahme von Niedertemperaturwärme aus Rechenzentren eignen, entstehen einige Herausforderungen in der technischen Umsetzung

In einigen Rechenzentren, insbesondere in Skandinavien, wird dAbwärme bereits sinnvoll genutzt und zum Teil in neuen Projekten von Beginn an eingeplant. Wir stellen exemplarisch folgende vor:

Danfoss-Hauptsitz in Nordborg (Dänemark)

Der dänische Hersteller von Wärme- und Kältetechnik, dessen Hamburger Dependance auch EEHH-Mitglied ist, plant, bis 2024 die Wärmeversorgung der 250.000 Quadratmeter großen Fabrik- und Büroflächen am Hauptsitz im dänischen Nordborg zu einem Viertel mit Abwärme aus dem nahegelegenen eigenen Rechenzentrum zu speisen. Die örtliche Nähe zwischen Wärmeerzeugung und -nutzungspielt eine entscheidende Rolle. . Weitere überschüssige Wärme-Energie soll auch für die umliegende Gemeinde nutzbar gemacht werden.

https://www.danfoss.com/en/service-and-support/case-stories/cf/green-data-centers-at-danfoss-headquarters/

Yandex-Rechenzentrum in Mäntsälä (Finnland)

In Finnland hat die Nutzung von (industrieller) Abwärme im Fernwärmenetz eine lange Tradition, und das Land wird gleichzeitig auch als Standort für Rechenzentren immer beliebter, beispielsweise auch für den russischen Suchmaschinenbetreiber Yandex in Mäntsälä, nördlich von Helsinki. Rund 30 Gigawattstunden Wärmeenergie werden pro Jahr als Abwärme an den örtlichen Energieversorger Nivos Energia Oy verkauft und ins Netz eingespeist. Das Kühlwasser aus der Serverhalle hat eine Temperatur von etwa 37 Grad und wird vor der Einspeisung in das Fernwärmenetz auf bis zu 80 Celsius aufbereitet. Trotz dieser Temperaturerhöhung ist das Kohlenstoffäquivalent um 65 Prozent geringer als bei der Verwendung von Gas zur Erzeugung der gleichen Wärme.

https://www.nivos.fi/yrityksille/asiakastarina/yandexin-datakeskuksen-kanssa-yhteistyossa-luotu-ekosysteemi-lammittaa

VindØ – Künstliche Energieinsel (Dänemark)

Bei der Planung der weltweit ersten künstlichen Energieinsel in der Nordsee vor Dänemark denkt die dänische Muttergesellschaft von EEHH-Mitglied Rambøll Deutschland nicht nur an Offshore-Wind und die Produktion von grünem Wasserstoff. Auch die Machbarkeit der Unterbringung eines Rechenzentrums auf der voraussichtlich bis 2030 fertiggestellten Insel prüft Rambøll . Durch die direkte Nähe zu erneuerbarem Windstrom und den wachsenden Bedarf für Rechenleistung könnte daraus ein attraktives Modell werden. Die Unterkünfte der auf der Insel stationierten Mitarbeiter:innen könnten wiederum mittels der Abwärme des Rechenzentrums mit Wärme versorgt werden.

https://ramboll.com/media/rgr/ramboll-to-support-the-vindo-consortium-in-developing-innovative-solutions

In Hamburg beschäftigt sich das EEHH-Mitglied Sustainable Digital Infrastructure Alliance e.V. (SDIA) intensiv mit der Nutzung von Abwärme von Rechenzentren. Gemeinsam mit EEHH-Mitglied Vattenfall rief sie das Projekt ECO-Qube ins Leben, das das Ziel verfolgt, die Energieeffizienz neuer und vorhandener Rechenzentren zu steigern (EEHH berichtete).

Über Tom Mikus

Profilbild zu: Tom Mikus

Seit 2019 arbeite ich als Projektmanager International für das Erneuerbare Energien Hamburg Cluster und widme mich dem Austausch zu erneuerbaren Energien über die Grenzen Deutschlands hinweg. Hier berichte ich über die aktuellen Entwicklungen und Aktivitäten des Clusters und Erneuerbare-Energien-Standorts Hamburg auf internationaler Ebene.

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