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Wasserstoff-Leuchttürme im Norden Ausgewählte Wasserstoffprojekt im Fokus

Nicht nur das Norddeutsche Reallabor und die Norddeutsche Wasserstoffstrategie bringen frischen Wind in die nordische Wasserstoffwelt; ein Großteil der innovativen H2-Projekte befinden sich auf dem oberen Drittel der Deutschlandkarte.

Wasserstoff-Leuchttürme im Norden
Pieter-Pan

Die Deutsche Energie Agentur (Dena) zählt mittlerweile insgesamt 143 deutsche Projekte, über 80 davon befinden sich im Norden, verteilt auf die Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Für uns ist das Grund genug eine kleine Nord-Tour zu starten, uns einige Nord-Projekte herauszupicken und etwas näher zu beleuchten, was unsere Nachbarn in punkto „Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft“ zu bieten haben.

Ganz im Norden, quasi direkt an Grenze zu Dänemark startet unsere Tour. In der Nähe von Flensburg arbeitet eine Power-To-Gas-Anlage bereits im Regelbetrieb. Überschüssiger Strom von Windenergienlagen, der nicht genutzt werden kann, wird dort in speicherbaren Wasserstoff umgewandelt und als Windgas ins Gasnetz eingespeist. Dadurch wird fossiles Erdgas ersetzt, was Deutschland hilft, seinen CO2- Ausstoß zu senken. Das Projekt „Energie des Nordens GmbH & Co KG“ wirkt somit dem Abregeln von Windparks entgegen und schützt dadurch nicht nur das Klima, sondern auch die Geldbörsen der Stromabnehmer (Verbraucher), da die Kosten einer Abregelung nicht umgelegt werden müssen.

Nordwestlich auf der Karte, genauer gesagt im niedersächsischen Hafengebiet Brake, entsteht in den kommenden Monaten ein 10-MW-Elektrolyseur. Bis zu 1.150 Tonnen grüner Wasserstoff sollen pro Jahr dort produziert werden. Der Spatenstich ist gerade erst – Anfang Februar 2024 - erfolgt. Dieses Projekt wird nicht nur den produzierten Wasserstoff für den norddeutschen Markt vorhalten (im Fokus stehen Kunden aus Industrie und Mobilität), sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung des industriellen Hafenkomplexes und Seeverkehrs leisten. Michael Kurz, der Bürgermeister der Stadt an der Unterweser betont hierbei, dass der Hafen von Brake sich “zu einem Drehkreuz für grüne Innovation und nachhaltiges Wachstum” entwickele. Er betont: “Ich bin überzeugt, dass diese Initiative nicht nur unsere Industrie, sondern auch unsere Region in eine wohlhabende und kohlenstoffarme Zukunft führen wird.” [KL1]

Im Nordosten von Mecklenburg-Vorpommern entsteht ein ostdeutscher Wasserstoff- Hub. Dieses Großprojekt bündelt diverse Aktivitäten in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und Sachsen-Anhalt. H2-Projekte aus den Bereichen Erzeugung, Transport, Speicherung und Verbrauch sollen bereits im Jahr 2026 startklar sein. Dieses Verbundprojekt mit dem charmanten Namen „doing Hydrogen“, zeigt jetzt schon erhebliche Potenziale und die wahre Größe auf: Eine H2-Produktion von 207.000 Tonnen und eine bemerkenswerte CO2-Einsparung von 2,03 Mio. Tonnen pro Jahr! Geplant wird derzeit aber nicht nur mit den bisherigen Projekten, „doing Hydrogen“ sieht sich zudem als wachsendes Projekt für Ostdeutschland - innovative Ideen und Projektpartner sind jederzeit willkommen.

Auch in dem (flächenmäßig) kleinen Bundesland Bremen tut sich einiges zum Thema Wasserstoff. In einer neuen Direktreduktionsanlage will ArcelorMittal mit dem Projekt DRIBE grünen Eisenschwamm (DRI) erzeugen, der in einem zu errichtenden Elektrolichtbogenofen klimaneutral zu Stahl verarbeitet werden soll. Dabei werden am Standort Bremen eine großtechnische Anlage und am Standort Eisenhüttenstadt eine industrielle Prototypanlage errichtet. Beide Anlagen können zunächst mit Erdgas in Betrieb genommen werden, sollen aber möglichst bald mit grünem Wasserstoff betrieben werden. Die in Bremen geplante Anlage könnte 2026 den Betrieb aufnehmen und einen der beiden Hochöfen ersetzen. Das Projekt DRIBE ist aktuell das größte vorgesehene wasserstoffbezogene Einzelinvestitionsprojekt in der Freien Hansestadt Bremen. Die DRI-Anlage in Bremen wird den Standort Eisenhüttenstadt zu Beginn mitversorgen.

Das letzte Projekt unserer kleinen H2-Reise entsteht im südlichen Niedersachsen und durchquert ganz Sachsen-Anhalt. Dort wächst ein wahrer Octopus. Oder besser gesagt das Projekt „Green Octopus Mitteldeutschland“, charmant und selbstbewusst als GO! abgekürzt. Dieses 305 km lange Pipeline-Projekt wird das mitteldeutsche Chemiedreieck (Metropolregion Halle-Leipzig, Magdeburg und die Stahlregion Salzgitter) zukünftig mit Wasserstoff versorgen. Ein angeschlossener Kavernenspeicher (verortet in Bad Lauchstädt) mit einem Arbeitsgasvolumen von 50 Millionen Kubikmetern stabilisiert die Wasserstoffinfrastruktur und sorgt für ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage.

Und das Beste zum Schluss: Noch während der Recherchen zu dieser kleinen norddeutschen H2-Reise gab die EU-Kommission bekannt, dass 24 deutsche IPCEI-Wasserstoffprojekte genehmigt worden sind. Damit kann (Anm. d. Red. „endlich“) nicht nur geplant, sondern auch sicher umgesetzt werden! Bravo!



Über Katja Löwe

Profilbild zu: Katja Löwe

Im EEHH Team darf ich mein Know-how mit meiner Leidenschaft verbinden: Networking, Events und Social Media für mein Herzensthema die „Erneuerbaren“. Speziell die vielfältigen Anwendungen des grünen Wasserstoffs faszinieren und begleiten mich und meinen beruflichen Werdegang bereits seit 2011.

Zuletzt tätig, bei der Hamburg Messe und Congress GmbH, durfte ich die Konferenzmesse „H2Expo“ inhaltlich ausbauen und darauffolgend das Thema Wasserstoff & Sektorkopplung in die „WindEnergy Hamburg“ integrieren.

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