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Vorstellung des Hanseatic Hydrogen Center for Aviation and Maritime (H2AM) Neuer Forschungsverbund für Norddeutschland
Hamburg wird einer von drei Forschungsstandorten mit Fokus auf Wasserstoffanwendungen in der Mobilität. Unternehmen der Schifffahrt und Luftfahrt können sich in die Erforschung und Erprobung von Bauteilen und Verfahren einbringen.

Das H2AM ist Teil des nationalen Innovations- und Technologiezentrum für Wasserstofftechnologien (ITZ H2). Die Einrichtungen des ITZ H2 sind als Dienstleistungszentren für KMUs und F&E-Projekte als Entwicklungsschmiede von Wasserstoffanwendungen in der Mobilität ausgerichtet. Dort bildet sich die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstofftechnologien ab und setzt dabei den Fokus auf korrespondierende Komponenten, die Hybridisierung von Antrieben, Betankungskonzepte, die Logistik, die Lagerung und Aufbereitung grünen Wasserstoffs und wasserstoffbasierter Brennstoffe sowie das Testen von Komponenten und Systemen. Im Norden liegt der Fokus auf den Bereichen Luftfahrt und Schifffahrt, dazu ist es aufgeteilt auf die Standorte Bremen/Bremerhaven, Hamburg und Stade. Hamburg obliegt der Aufbau eines Entwicklungs- und Testzentrums für Systeme & Betankung. Der Förderbescheid hierfür wurde am 6. März 2025 übergeben.
Der Bereich Aviation mit dem Schwerpunkt Brennstoffzellen-Integration, Brennstoffzelleneinbau, Bodenbetrieb/Betankung und Instandhaltung auf der Basis von Flüssigwasserstoff wird vom ZAL Center of Applied Aeronautical Research betreut.
Der maritime Teil forscht und testet mit Schwerpunkt Systementwicklung und Integration von Brennstoffzellen, Multi Fuel Betankung sowie Norm- und Regularienentwicklung und liegt beim Fraunhofer CML.
Ein kurzer Blick zurück: Vom ITZ Nord zum H2AM
Es gab zunächst einen Teilnahmewettbewerb des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) für ein „nationales Innovations- und Technologiezentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen“ im Jahr 2021[OS1] , bei dem sich Hamburg beworben hat. Sechs Standorte sind damals ausgewählt worden, davon drei in Norddeutschland. Die Standortkoordinatoren waren die Wirtschaftsförderungsgesellschaften, darunter die Projektentwicklung Stade, die BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven, das ZAL und die hySOLUTIONS GmbH. Diese hatten die Vorgabe, ein integriertes Konzept vorzulegen, das über alle Verkehrsträger einschließt. Unter der Devise „Stärken stärken!“ haben die norddeutschen Städte den Fokus auf Kompetenzen ihre Kompetenzen im Bereich Luftfahrt und Schifffahrt gelegt. Denn hier kann durch die Konzentration von OEMs und Zulieferern eine einmalige Wertschöpfungstiefe abgebildet und nicht-elektrifizierbare Bereiche bei der Dekarbonisierung vorangebracht werden.
Es wurde dann seitens des BMDV eine Machbarkeitsstudie durch Prognos beauftragt, deren Ergebnisse Ende Juli 2022 vorgelegt wurden. Anschließend kam es seitens der Bundesregierung zu einer Konsultation mit der EU-Kommission, die ebenfalls rund ein Jahr in Anspruch genommen hat. Die notwendige Abgrenzung zwischen wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Betätigung war hier ein zentraler Punkt der Konzeptentwicklung. In der Folge wurde für das Projekt die Ausrichtung Forschung und Entwicklung in Abstimmung mit den Partnern gewählt. Insgesamt dauerte es von der Antragseinreichung bis zum Förderbescheid vier Jahre.
Ursprünglich sollte es nur ein Zentrum für Deutschland geben, woraus sich dann der Plan für mehrere spezialisierte Zentren entwickelte. Das ITZ war immer nur ein Arbeitstitel. Als das Projekt konkreter wurde, sollte ein internationaler Name gefunden werden.
Struktur und Konzept der Forschungseinrichtungen
Eine Dachorganisation gibt es nicht, aber eine bestehende Kooperation mit den übrigen Zentren. Diese Zentren agieren als eigenständige Module, die eng zusammenarbeiten. Die genaue Kenntnis der Regularien ist jeweils wichtig. Die Verteilung sieht so aus, dass der Themenkomplex Schiene beim Wasserstoffzentrum HIC in Chemnitz liegt, die Schwerlastlogistik beim TrHy – The Hydrogen Proving Area in Duisburg und beim Wasserstoff-Technologie-Anwenderzentrum (WTAZ) in Pfeffenhausen/Bayern. Im Norden wird sowohl an Fragestellungen für die Seeschifffahrt als auch für die Binnenschifffahrt gearbeitet. Die Standortwahl spiegelt bereits bestehende Schwerpunkte im Luft- und Schifffahrtssektor wieder. Die bisherigen Erfahrungen werden von beteiligten Partnern als eine Art best practice für norddeutsche Zusammenarbeit bezeichnet.
Das integrierte Konzept ist so angelegt, dass nicht kompetitiv, sondern komplementär gearbeitet wird. Es wird die gesamte Wertschöpfungskette betrachtet und auf einzelne Aufgabenpakete verteilt. Die großen Konzerne im Schiffbau wie auch im Flugzeugbau sind daran interessiert, dass die neuen Leistungsangebote zur Validierung und Standardisierung konkreten Nutzen für deren gesamte Supply Chain, also die Zulieferer (System- und Komponentenhersteller) bringen. Zulieferer und KMUs sollen diskriminierungsfrei Zugang zu den neuen Leistungsangeboten erhalten.
Die Standorte ergänzen sich im Blick auf die Wasserstoff-Wertschöpfungskette
Der Fokus liegt auf Materialfragen, Systemintegration, Betankung und den damit verbundenen Prozessen. Beim Multifuel-Bunkering erfolgen Komponententests und Vorarbeit für die Standardisierung. Die Erkenntnisse der Testläufe fließen in die Entwicklung der Hardware als auch in die Entwicklung von Betankungsprotokollen ein. Andere geplante Prüf- und Teststände sind auf Systemintegration und -adaption gerichtet. Im Technologie-Transfer-Zentrum Bremerhaven (ttz Bremerhaven) steht beispielsweise ein Seegangsimulator, der für die Validierung der Performance von Wasserstoffsystemen an Bord von Schiffen unter Realbedingungen genutzt werden kann.
Positive Effekte für die Wasserstoffwirtschaft in der Region
Übergeordnete Zielsetzungen sind Wettbewerbsfähigkeit, regionale Wertschöpfung und Wehrhaftigkeit/Resilienz durch Diversifizierung. Die Tätigkeiten im H2AM sollen den Markthochlauf für Wasserstoff beschleunigen und zur Marktvorbereitung für den Einsatz alternativer Kraftstoffe in der Luft- und Schifffahrt beitragen.
Konkrete Produkte oder Bauteile können in einem Realkontext erprobt werden, beispielsweise Tanks und Beschichtungen. In den Laboren wird es Kapazitäten geben, die auch das Vernetzen der Akteure innerhalb des H2AM erleichtern sollen.
Der Infrastrukturaufbau wird in den kommenden Jahren im Vordergrund stehen. Zugleich können Synergien durch bereits vorhandene Infrastrukturen beispielsweise im ZAL II, erzeugt werden.