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"Hamburg als die Wasserstoff-Metropole in Europa" Interview mit Hamburgs Wirtschaftssenatorin Dr. Melanie Leonhard

Im folgenden Interview berichtet die neue EEHH-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Melanie Leonhard von ihren Ambitionen für den Wirtschaftsstandort Hamburg und seine Industriecluster.

Dr. Melanie Leonhard (BWI)

Dr. Melanie Leonhard ist seit Mitte Dezember 2022 Senatorin für Wirtschaft und Innovation und seit 2018 Landesvorsitzende der SPD Hamburg. Seit 2015 war sie Präses der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration – im Jahr 2020, während der Corona-Pandemie, kam der Bereich Gesundheit dazu. Dr. Leonhard studierte Sozial- und Wirtschaftsgeschichte.

Cluster Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH): Frau Senatorin, Sie stehen seit rund fünf Monaten an der Spitze der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Innovation. Was waren Ihre interessantesten und spannendsten Erfahrungen bisher?

Senatorin Dr. Melanie Leonhard: "Die ersten Monate in einem neuen Umfeld sind natürlich erstmal intensiv. Ich habe mir einen Überblick verschafft, Themen priorisiert und vertieft. Wichtig und spannend finde ich vor allem die persönlichen Begegnungen. Ich habe viele Gespräche geführt und neue Menschen kennengelernt. Dazu gehören natürlich auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meiner neuen Behörde. Hier arbeiten viele sehr engagiert und kreativ. Ich merke, dass wir alle gemeinsam das Ziel haben, Hamburg weiter voranzubringen. Das motiviert mich auch persönlich."

EEHH: Wie nehmen Sie die Hamburger Industriecluster wahr, die die Behörde für Wirtschaft und Innovation ins Leben gerufen hat?

Senatorin Dr. Melanie Leonhard: "Äußerst dynamisch und ideenreich – zum Industrie-Bereich zählen wir das Cluster Erneuerbare Energien Hamburg, Hamburg Aviation, die Logistik Initiative und das Maritime Cluster Norddeutschland. Gut gefallen hat mir zuletzt Anfang Mai die Cross-Cluster-Konferenz zur Wasserstoffwirtschaft. Die Industrie stellt in Hamburg etwa drei Prozent aller Unternehmen, erwirtschaftete aber jüngst rund 31 Prozent der steuerbaren Gesamtumsätze in Hamburg. Eine starke Industrie trägt also in hohem Maße zum wirtschaftlichen Wohlstand unserer Stadt bei, zudem ist sie Impulsgeberin für Innovationen und neue Technologien."

EEHH: Sie haben von Ihrem Vorgängen Michael Westhagemann ambitionierte Wasserstoffpläne geerbt. Wie führen Sie diese fort? Wie entwickelt sich die Hamburger Wasserstofflandschaft aktuell?

Senatorin Dr. Melanie Leonhard: "Wir werden in den kommenden Jahren mit dem Hochlauf einen Prozess begleiten, der sich sehr viel schneller vollzieht als vergleichbare Entwicklungen in der Vergangenheit. Das ist auch erforderlich, um Fragen der Energieversorgung, -speicherung und des -transports beantworten zu können und Energiesicherheit für die Verbraucher gerade im gewerblichen Bereich sicherzustellen. Da ist viel in Bewegung! Wir verfolgen das jenseits von reiner Technikbegeisterung nunmehr als strategisches Vorhaben. Im Cluster Erneuerbare Energien Hamburg ist das neue Wasserstoffsegment entstanden. Es profitiert seit dem von vielen neuen Mitgliedsunternehmen, von großen internationalen Konzernen bis hin zu kleinen Ingenieurbüros. Nach der Bewilligung des Delegated Actes in der EU erleben wir eine deutliche Dynamik – die Unternehmen möchten jetzt Projekte realisieren. Als neue Senatorin bin ich sehr daran interessiert, dass sich Hamburg zu DER Wasserstoff-Metropole in Europa entwickelt. Wir müssen nun schnell ein funktionierendes Wasserstoffnetz und Importterminals etablieren. Das ist essentiell. Und dann hoffen wir natürlich auf weitere schnelle Bewilligungen für die IPCEI-Teilprojekte im Hamburger Hafen."

EEHH: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die Hamburger Wirtschaft in diesem und in den kommenden Jahren?

Senatorin Dr. Melanie Leonhard: "Wir haben in den letzten Jahren massive Krisen erlebt, mit entsprechend starken Auswirkungen: die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg, die Energiekrise, die Inflation. Das sind enorme Herausforderung für den Wirtschaftsstandort Hamburg und damit auch für viele Branchen. Hamburgs Wirtschaft steht aber auf einem breiten und soliden Fundament. Wir sind gerüstet, müssen aber weiterhin aufmerksam bleiben. Wenn wir auch in Zukunft mit allen Akteuren im engen Austausch sind und den gemeinsamen Schulterschluss suchen, bin ich mir sicher, dass wir auch kommende Krise erfolgreich meistern werden."

Vielen Dank für das Interview und Ihre Zeit - weiterhin viel Erfolg!

Über Astrid Dose

Profilbild zu: Astrid Dose

Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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