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"Den US-Markt schätzen wir sehr positiv ein" Interview mit Prof. Dr. Martin Skiba (WFO)

Im EEHH-Interview verrät Prof. Dr. Martin Skiba, Koryphäe im Bereich Offshore Wind und Vorstandsmitglied im World Forum Offshore Wind (WFO), wie er den US-amerikanischen Markt einschätzt

Prof. Dr. Martin Skiba (WFO)

und welche Länder aus Sicht der German Offshore Initiative (GOI) außerdem für deutsche Marktakteure interessant sind.

EEHH: Seit geraumer Zeit unterstützen Sie das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Rahmen einer Energiepartnerschaft mit den USA? Worin besteht Ihre Aufgabe konkret?

Prof. Dr. Martin Skiba: „In der U.S.-Germany Climate and Energy Partnership (CEP) habe ich seit 2022 den Vorsitz in der Arbeitsgruppe Offshore für die deutsche Seite inne. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unterhält derzeit insgesamt mit 23 Ländern Energiepartnerschaften, die im Zuge des Ukrainekrieges maßgeblich an Bedeutung gewonnen haben. Wir tauschen uns mit dem Department of Energy in den USA aus und arbeiten an gemeinsamen Projekten.“

EEHH: Lieber Herr Prof. Skiba, wie schätzen Sie den US-amerikanischen Markt für Offshore Wind ein?

Prof. Dr. Martin Skiba: „Den US-amerikanischen Markt schätzen wir sehr positiv ein. Auch wenn die 30 Gigawatt Ausbauziele vermutlich utopisch sind, werden die Projekte innerhalb kurzer Zeit an Fahrt aufnehmen. Es wird eine einheimische Wertschöpfungskette mit europäischer Unterstützung entstehen, was auch große Chancen für deutsche Unternehmen bietet. Auch den Inflation Reduction Act, den viele sehr kritisch sehen, empfinde ich nicht als problematisch. Im Fundament-Bereich wird es allerdings mit der Produktion global gesehen kurz- bis mittelfristig schwierig. Mit unserem Auftritt, unserem gemeinsamen Messestand mit dem Cluster Erneuerbare Energien Hamburg, auf dem diesjährigen International Partnering Forum (IPF) in Baltimore, untermauern wir die Bedeutung, die wir dem US-Markt beimessen.“

EEHH: Auf welchen Märkten ist die German Offshore-Wind Initiative (GOI) neben den USA noch unterwegs?

Prof. Dr. Martin Skiba: „Neben den USA beschäftigen wir uns in Zusammenarbeit mit der Stiftung Offshore Windenergie im Rahmen unseres gemeinsamen Projekts GOI auch mit den Märkten in Taiwan und in Japan sehr intensiv. In Taiwan gelang der Markthochlauf Offshore-Wind relativ zügig durch den Anreiz einer festen Einspeisevergütung. Die Vorgaben für Local Content sind recht streng, sodass es für europäische Akteure nicht einfach ist, in den dortigen Markt einzutreten. Der japanische Markt ist allerdings noch um einiges komplizierter. Hier müssen die Bieter von Anfang sehr konfrontativ gegeneinander antreten. In der ersten Ausschreibung setzten sich ausnahmslos japanische Unternehmen durch. Die Prozesse dauern insgesamt sehr lang. In der nächster Förderperiode wollen wir für den Markteintritt deutscher KMU neben den USA, Taiwan und Japan noch weitere Länder bzw. Märkte in den Fokus nehmen, beispielsweise Südkorea, Vietnam und Australien.“

EEHH: Auch in der Offshore-Industrie werden sehr viele Fachkräfte für den verstärkten Ausbau gesucht. Wie geht das World Forum Offshore Wind dieses Thema bzw. diese Herausforderung an?

Prof. Dr. Martin Skiba: „Anfang Juni werden wir beispielsweise ganz konkret mit einer vierköpfigen Gruppe aus Hamburg, allesamt langjährige Expert*innen aus dem Bereich Offshore-Wind, in die drei Baltischen Staaten reisen. An der Kaunas Technical University (KTU), an der Riga Technical University (RTU) und an der Tallinn University of Technology (TalTech) führen wir jeweils ein eintägiges Programm durch – den ‚Summer‘s Day Course Offshore Wind‘. Ziel ist es, Bachelor- und Masterstudierende aus technischen Studiengängen für unsere Branche zu begeistern. Auch Hochschulmitarbeiter*innen dürfen sich an dem Programm beteiligen. Neben den reinen Vorlesungen laden wir auch zu Mittag- und zu Abendessen ein, um in direkten Kontakt zu kommen. Schon jetzt sind etliche bedeutende Projektentwickler vor Ort, wie beispielsweise RWE. Lettland plant mit ‚ELWIND‘, ein grenzüberschreitendes Offshore-Projekt mit bis zu 1 Gigawatt Kapazität in Zusammenarbeit mit Estland. Und im Rahmen der Weiterbildung bieten wir den Mitgliedsunternehmen des WFO in Zusammenarbeit mit der Renewable Construction Academy sehr attraktive Kurse an.“

Kurse der Renewable Construction Academy:

https://wfo-global.org/education/

Prof. Dr. Martin Skiba, ist seit mehr als 30 Jahren aktiv am Ausbau Erneuerbarer Energien in Europa beteiligt, seit 22 Jahren arbeitet er exklusiv im weltweit wachsenden Offshore Windmarkt. Sein beruflicher Weg in der Offshore Windindustrie führte über leitende Positionen bei Repower Systems AG und RWE Innogy zu seiner jetzigen Tätigkeit als Berater und Unternehmer. Derzeit ist der promovierten Maschinenbauer ehrenamtlich auch Vorstandsmitglied der Stiftung Offshore Windenergie sowie Vice Chairman des World Forum Offshore Wind und Dozent an der TUHH.

 

 

 

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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