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Aquaductus: Europäisches Offshore-Verbundnetz Interview mit Dr. Christoph von dem Bussche, Gascade

Im Gespräch schildert Dr. Christoph von dem Bussche, Geschäftsführer Gascade Transport GmbH, wie eine Wasserstofftransportinfrastuktur rund um die Offshore-Windparks in der Nordsee entstehen wird.

Aquaductus: Europäisches Offshore-Verbundnetz
Aquaductus (Gascade Transport GmbH)

EEHH: Bitte schildern Sie die Ziele des Projektes AquaDuctus‘! Welche Firmen sind aus den Bereichen Offshore Wind und Wasserstoff beteiligt?

Dr. Christoph von dem Bussche: "Mit der AquaDuctus- Pipeline entsteht der deutsche Teil des europäischen Offshore-Verbundnetzes in der Nordsee und dessen Anschluss an das nachgelagerte Onshore-Netz über die deutsche Küste bis an die deutsch-niederländische Grenze. Geplant ist die Schaffung einer skalierbaren, bedarfsgerechten und diskriminierungsfrei zugänglichen Wasserstoff-Transportinfrastruktur in der Nordsee – zum Beispiel für Erzeuger von grünem Wasserstoff aus Offshore-Windkraftanlagen oder norwegische Wasserstoff-Exporteure. Indem wir die für Wasserstoff-Transporte nötige Infrastruktur bereitstellen, wollen wir den europäischen Markthochlauf ermöglichen.
Die Projektpartner von AquaDuctus sind die Fernleitungsnetzbetreiber GASCADE aus Deutschland und Fluxys aus Belgien."

EEHH: Welche Rolle spielt GASCADE in dem Projekt?

Dr. Christoph von dem Bussche: "Im Kontext von AquaDuctus sollen insgesamt circa 500 Kilometer Pipeline gebaut werden – circa 400 davon auf See und circa 100 Kilometer an Land. GASCADE verantwortet die Planung, den Bau und Betrieb der Pipeline. Als projektverantwortlicher Fernleitungsnetzbetreiber haben wir sowohl den europäischen IPCEI- als auch PCI-Status von der EU-Kommission erhalten. Dies bestätigt die europäische Bedeutung unseres Projektes und ermöglicht u.a. eine staatliche Förderung des Projekts. AquaDuctus ist zudem Teil des Entwurfs des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes. Sobald dieses bestätigt ist, können wir in die Umsetzung gehen."

EEHH: Gibt es im europäischen Ausland (beispielsweise Dänemark) ähnliche Projekte, die sich mit der Wasserstoffproduktion in Offshore-Windparks beschäftigen?

Dr. Christoph von dem Bussche: "Die EU rechnet bis 2050 mit einem Bedarf für klimaneutralen Wasserstoff von 2.000 Terawattstunden (TWh). Das Potenzial der Wasserstoff-Produktion von Offshore-Windparks im Nordsee-Raum wird von Experten bei jährlich bis zu 450 TWh Wasserstoff gesehen, also rund einem Viertel des Bedarfs. Um den Wasserstoff der Nordsee und ihrer Anrainer nach Deutschland und das europäische Festland zu bringen, gibt es bereits zahlreiche Pipeline-Projekte, die in dem Ziel vereint sind, ein Offshore-Verbundnetz in der Nordsee zu schaffen. Im Rahmen des Nordsee Summit 2023 im belgischen Ostende haben neun europäische Fernleitungsnetzbetreiber eine Deklaration zum Hochlauf der Wasserstoff-Wirtschaft veröffentlicht, darunter GASCADE. Wir Fernleitungsnetzbetreiber haben uns zu einer abgestimmten Entwicklung einer Wasserstoff-Infrastruktur zur Nutzung der Energieressourcen der Nordsee verpflichtet.

Für den Anschluss an die deutsche Nordseeküste wird das AquaDuctus-Projekt dabei zum Dreh- und Angelpunkt. Darüber soll nicht nur ein 1 Gigawatt starkes Offshore-Elektrolyse-Projekt in der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone, SEN-1, per Pipeline an den Raum Wilhelmshaven angeschlossen werden. Die AquaDuctus-Pipeline soll auf insgesamt 400 Kilometer Länge die gesamte deutsche Nordsee bis tief in den 'Entenschnabel' erschließen, um damit zum Anschlussknoten für weitere Nordsee-Pipelines und Kern einer vernetzten Offshore-Infrastruktur zwischen Deutschland und den Nordseeanrainern Niederlande, Belgien, Dänemark, Vereinigtes Königreich und Norwegen zu werden. Auf diese Weise werden die europäischen Produktions- und Nachfragezentren für grünen Wasserstoff miteinander verbunden."

EEHH: Wie sehen Sie die Zeithorizonte aus? Wann wird eine solche Produktion in Serie gehen?

Dr. Christoph von dem Bussche: "Um die Wasserstoff-Potenziale in der Nordsee zu erschließen und Wasserstoff-Importe aus beispielsweise Norwegen zu ermöglichen, sollen erste Transportkapazitäten von AquaDuctus ab 2030 bereitstehen. Indem wir die für Transporte nötige Infrastruktur schaffen, leisten wir unseren Beitrag zum Markthochlauf. Ich bin davon überzeugt, dass die deutsche Volkswirtschaft zunächst substanzielle Import-Mengen Wasserstoffs benötigt. Das begründet den Bedarf einer Pipeline wie AquaDuctus, die Deutschland und das europäische Festland mit Norwegen verbindet und Wasserstoff-Importe von dort ermöglichen wird. Natürlich haben wir auch das große Potenzial der Offshore-Wasserstoff-Produktion in der Nordsee im Blick. Dort wird viel Strom produziert. Je weiter entfernt von der Küste die Anlagen liegen, desto rentabler werden die Produktion und der Transport von Molekülen im Vergleich zu Elektronen. AquaDuctus wird damit die deutsche Import-Route für Offshore-Wasserstoff über den Nordsee-Korridor."

Vielen Dank für das spannende Interview!

Dr. Christoph von dem Bussche, Geschäftsführer Gascade Transport GmbH, tritt als Keynote-Speaker auf der Hamburg Offshore Wind Conference am 14.5.24 auf.
Melden Sie sich jetzt noch an unter: https://www.erneuerbare-energien-hamburg.de/de/events/details/hamburg-offshore-wind-conference-2024.html

Über Astrid Dose

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Reden, schreiben und organisieren – und das mit viel Spaß! So sehen meine Tage beim EEHH-Cluster aus. Seit 2011 verantworte ich die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing des Hamburger Branchennetzwerkes. Von Haus aus bin ich Historikerin und Anglistin, mit einem großen Faible für technische Themen.

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