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Wärmewende mit Wasserstoff – Interview mit Wärme Hamburg Abwärmenutzung am Hamburg Green Hydrogen Hub

Grüner Wasserstoff ist nicht nur ein emissionsfreier Energieträger für Anwendungen in Industrie und Logistik, bei seiner Erzeugung aus Grünstrom im Elektrolyseur entsteht auch eine Menge Abwärme – die effizient zum Heizen von Gebäuden genutzt werden kann. Der kommunale Wärmeversorger Wärme Hamburg ist Teil des Konsortiums, das den Bau des Hamburg Green Hydrogen Hub plant. Dieser stellt aber nur einen Teil der Pläne zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung dar. Christoph Cosler, Leiter Strategie und Unternehmensentwicklung und Projektleiter des Wasserstoffprojektes bei Wärme Hamburg GmbH, berichtet darüber im Gespräch mit EEHH.

Wärmewende mit Wasserstoff – Interview mit Wärme Hamburg
Abwärmenutzung in Hamburg © Wärme Hamburg

Herr Cosler, woher kommt das Interesse von Wärme Hamburg, sich beim Hamburg Green Hydrogen Hub einzubringen bzw. was verspricht sie sich von der Beteiligung?

 

Wir interessieren uns insbesondere für die bis zu 13 MW anfallende Abwärme, die der 100 MW-Elektrolyseur in Moorburg ab 2025 abgeben könnte – abhängig von seinem Einsatzprofil. Hiermit könnten wir bis zu 6000 Wohneinheiten mit Wärme versorgen. Perspektivisch könnte es durch die Skalierung der Anlage sogar noch mehr werden. Je nach Typ des Elektrolyseurs erhalten wir ca. 80 Grad Celsius Abwärme, die wir in den Wärmekreislauf einbringen möchten. Dadurch wird das gesamte Projekt noch nachhaltiger, da möglichst viel Energie genutzt wird. Tatsächlich ist die Abwärmenutzung aus der Elektrolyse nur ein Teil unseres Transformationspfades, später wollen wir auch den Wasserstoff in der Wärmeversorgung direkt nutzen. Das ist in der Hochlaufphase der Wasserstoffwirtschaft in Hamburg jedoch nicht unser Hauptfokus, da er in den Sektoren Industrie und Logistik den besseren Hebel zur Dekarbonisierung hat.

 

Können Sie diesen Transformationspfad genauer erläutern?

 

Die Umsetzung des Transformationspfads ist ein kontinuierlicher Prozess. Die Vielzahl der dazu notwendigen Maßnahmen möchte ich mal in drei mittel- bis langfristige Schritte zusammenfassen, in denen die Sektorkopplung weiter ausgebaut wird. Beginnen wir mit dem Schritt zur Abschaltung des Kohle-Heizkraftwerks Wedel bis 2025. Wesentlicher Teil des Ersatzkonzeptes ist der „Energiepark Hafen“, im Rahmen dessen wollen wir ein Gas-und-Dampfturbinenkraftwerk (GuD) mit Anschluss an das neue Wasserstoffnetz bauen - hier kann dem eingesetzten Gas künftig bis zu 30–40 % Wasserstoff beigemischt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt ist auch eine komplette Umstellung der Anlage möglich. Eine weitere Komponente des Gesamtkonzeptes ist die umfangreiche Nutzung industrieller Abwärme südlich der Elbe.

Der zweite Schritt ist der Kohleausstieg im Heizkraftwerk Tiefstack bis 2030. Ein weiterer Schritt wird der Ersatz verbleibender fossiler Brennstoffe in der Wärmeversorgung sein.

 

Ich nehme an Sie spielen bei der industriellen Abwärme auf die drei großen metallurgischen Unternehmen der Stahl-, Kupfer- und Aluminiumproduktion an?

 

Ja, darüber hinaus ist hier die Abwasserwärme-Rückgewinnung als weitere Komponente in dem Gesamtkonzept für uns interessant. Das Terrain ist uns bekannt, wir nutzten heute bereits die Abwärme aus Müllverbrennungsanlagen. Bei der Abwärme aus der Elektrolyse betreten wir aber Neuland. Auch bei der Erprobung von Wasserstoff in Gasturbinen werden wir ganz vorne mit dabei sein. Hier wollen wir unter anderem herausfinden, wie sich der Wasserstoff zum Abfangen von Spitzenlasten an kalten Tagen eignet, wenn Wärmepumpen an ihre Grenzen kommen. Uns geht es darum, auf diesem Feld Knowhow aufzubauen und die Technologie zu erproben.

 

Der Wasserstoff spielt also zweierlei Rolle für Sie: Sie brauchen ihn perspektivisch zur Dekarbonisierung der Wärmeversorgung, möchten aber auch bereits die Abwärme bei seiner Herstellung nutzen. Noch einmal zurück zum Hamburg Green Hydrogen Hub – gibt es technische Herausforderungen und wie sicher ist seine tatsächliche Umsetzung?

 

Der Hamburg Green Hydrogen Hub ist in dieser Konfiguration der erste seiner Art. Dennoch kommt erprobte Technik zum Einsatz, lediglich die Skalierung ist neu, da die Komponenten technologisch bereits ausgereift sind. Uns geht es um einen erfolgreichen Start für die Wasserstoffwirtschaft in Hamburg, weshalb wir auf Erfahrungen aufbauen. Die Prognose, dass das Projekt auch tatsächlich gebaut und in den Betrieb gehen wird, hängt derzeit unter anderem von ausstehenden Förderbescheiden ab, aber wir sind guter Hoffnung!

Im Interview

Christoph Cosler ist seit Juni 2021 Fachbereichsleiter Strategie und Unternehmensentwicklung bei Wärme Hamburg und zudem Projektleiter der Wärme Hamburg in dem Projekt ‚Hamburg Green Hydrogen Hub‘. Dort arbeitet er in Abstimmung mit den Konsortialpartnern im Projekt an der Nutzung industrieller Abwärme für die Hamburger Wärmeversorgung.

Über Oliver Schenk

Profilbild zu: Oliver Schenk

Ich bin verantwortlich für den Bereich Marketing Wasserstoff und sorge dafür, dass die hiesigen Projekte und Formate in der Metropolregion Hamburg und darüber hinaus wahrgenommen werden. Um dem vielversprechenden Energieträger zum Durchbruch zu verhelfen unterstütze ich die Wasserstoffwirtschaft mit redaktionellen Beiträgen, Netzwerkveranstaltungen, Videoproduktionen und vielem mehr.

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